Studium der Architektur an der Technischen Universität Darmstadt. Ausbildung zum Freien Zeichnen und Malen an der Technischen Universität Darmstadt im Rahmen des Architekturstudiums. Wissenschaftlicher Assistent, Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar. Lehrt als Professor an der Fakultät Innenarchitektur, Hochschule Rosenheim. Architekturbüro in München. Atelier in München.
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Selbstverständnis
DOWN. TOWN. TRAIN
In dem Zyklus „DOWN.TOWN.TRAIN“, setzte ich mich mit dem Thema der „Imperfekten Räume“ auseinander. Die alltägliche, meist banale, beiläufig wahrgenommene Umwelt wird in dem Bilderzyklus aufgenommen und interpretiert: Der Parkplatz vor dem Supermarkt – das Motel mit seinen riesigen Parkierungsflächen davor – ein belangloser Straßenzug – Das Innere eines Waschsalons – das Möbel-Outlet – der Bus-Stop – die Autowerkstatt – das Werbeschild an der Ausfallstraße – Die Verkehrsschilder entlang der Straße – das Gewerbegebiet…
In den Lifestyle-Hochglanz-Magazinen werden jedoch durchweg schöne Körper auf immer sonnigen Flaniermeilen und sauberen Plätzen, in computerdesignten Villen mit glattgeleckten, cleanen Innenräumen gezeigt – der Dekor-Apfel aus Kunststoff im richtigen Quadranten der Schale verortet. Es werden Perfekte Orte für perfekte, glückliche Menschen inszeniert. Die Plätze und Straßen sind clean, das Grün der Wiesen saftig, der Himmel über der Stadt hellblau. Die Menschen bewegen sich in einer großen, allumfassenden Park-Landschaft, von Lifestyle-Designern fürs Wohlfühlen für uns Alle kreiert. An solchen Orten soll sich der Moderne Mensch 3.0 gerne aufhalten: In den bunten Shopping-Malls, den cleanen Office-Center der Down-Towns, oder in den Wellness-Studios.
Den Weg dahin unternimmt der Stadtmensch mit dem „Down-Town-Train“.
Der große Teil der Menschen bewegt sich in seinem Alltag allerdings in einer weitaus anderen Umgebung: Sie kaufen ihre Möbel im Outlet; stehen Schlange an der Kasse einer Supermarktkette oder warten im Waschsalon auf Ihre Wäsche; Stehen am Bus-Stop; sehen Graffitis entlang der Straße oder der Bahnstrecke, die sie täglich zur Arbeit fahren, und sehen dabei auch die Baulücken der Stadt; gehen zum Reifenwechsel und fahren dann ein- bis zweimal im Jahr im Jahr in den Urlaub in ein Hotel oder Motel… Gerade diese alltägliche Umgebung ist meist wenig gestylt, ist improvisiert
– sie ist wie sie ist: Imperfekt. Diese Orte wirken aus der Sicht des Designers, des Architekten und des Innenarchitekten eher als ungestaltete Räume, oder auch als „Unorte“ – die dennoch in ihrer Vielzahl vorhanden sind, die von den Menschen häufig genutzt werden und in ihrer Imperfektion dennoch in ihrer eigenen Art und Weise gestaltete Orte sind.
Aber auch das Imperfekte in der perfekten Designwelt kann genauso interessant für mich sein und auf die Leinwand gebracht werden…
Warum male ich so und nicht anders?
Das hat etwas mit dem zu tun, was in der modernen Dienstleistungsgesellschaft alle Menschen beeinflusst:
Die Umstrukturierung der Arbeits-und Darstellungswelten geht hin zu immer exakteren Ergebnissen, zementiert in komplexen Computer-Programmen. Diese Entwicklung ist oft systemimmanent.
So arbeitet der moderne „Dienstleistungs-Mensch“ in äußerster Präzision mit seinen eigens dafür entwickelten, digitalen Planungs- und Kalkulationswerkzeugen. Er versucht damit, planbar und verlässlich, klar strukturiert und genau kalkulierend, alle Normen zu erfüllen und damit immer ein Optimum zu erzielen.
Bei den heutigen, virtuellen Welten – für Alles und Jedes werden Programme entwickelt – bleibt daher nichts dem Zufall überlassen. Alles wird vorhersehbar. Sogar der zufällige Moment wird als Gestaltungtool bei einigen Mal-und Zeichenprogrammen programmiert. Fast nicht zu unterscheiden von dem realen spontanen Moment.
Das Unkalkulierbare, der Moment, festgehalten in einem Farbspritzer vielleicht, das Handgemachte mit seinen Macken und Unzulänglichkeiten, das Ungenaue, aber Ausdrucksstarke des „Schnellen Handstrichs“ hat da schon lange keinen Platz mehr. Daher sehen meine Bilder so aus, wie sie sind – Imperfekt wie die Welt, aus der sie entstammen. Ein flüchtiger Blick auf unsere Umwelt – da auch die Zeit knapp geworden ist, mit der man sich mit einer Sache beschäftigt. Der Bildaufbau ist zwar überlegt, dennoch spontan in der Ausführung, den Moment festgehalten in einem Farbspritzer, der unkalkulierbar auf das Blatt geworfen wurde:
Mit Werkzeugen des 20. Jahrhunderts: Pinsel, Spachtel, Kohlestift und Hand mit dem schnellen Handstrich, Farbe gewischt mit dem Finger; manchmal auch sehr konzentriert und ausgearbeitet, manchmal ungenauer und unpräzise.
Eine gewisse Unvorhersehbarkeit bei der Pinselführung erzeugt Spannung.
Das ist die Technik, die meine Arbeit ausmacht, die ich präferiere.
Zum Glück bestehen keinerlei Normen für die Bildwelt der Malerei.